Milben bei Hund und Katze
Bei der Milbe handelt es sich um eine Klasse der Gliederfüßer, die den Spinnentieren zuzuordnen sind. Rund die Hälfte der bekannten Arten lebt im Boden, allerdings sind sie in der Lage, je nach Entwicklungsstadium und Art, auch andere Lebensräume zu besiedeln. Einige leben auf der Haut und ernähren sich von Hautschuppen, andere leben in den Hautfollikeln oder tieferen Hautschichten und können hier langwierige und schwerste Hauterkrankungen mit mehr oder weniger starkem Juckreiz auslösen.
Sofern das Tier keine gesundheitlichen Probleme hat, die Haut als Grenzorgan zur Außenwelt intakt ist und der Befall nicht zu groß ist, sind sie gesundheitlich wenig bedenklich.
Grasmilben
Grabmilben ( Gattung Sarcoptes) bohren Gänge in die Haut ihres Wirtes und legen dort ihre Eier ab. Das verursacht bei dem Betroffenen starken Juckreiz. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven erzeugen bei Tieren die Räude.
Übertragen wird die Krankheit entweder durch den direkten Kontakt mit einem infizierten Tier oder z.B. über Liegestellen. Bekannt ist sie auch unter dem Begriff „Fuchsräude“, da diese als Hauptträger gelten.
Zudem steht eine Infektion über „abgekratzte“ Milben in Verdacht. D.h. durch sich kratzende Hunde werden die Milben in der Umgebung verteilt und weitere Hunde infiziert.
Aus diesem Grund ist eine Umgebungsbehandlung anzuraten (mind. 30 Tage).
Als erste Symptome treten Papeln und Pusteln sowie ein starker Juckreiz auf. Der Juckreiz wird einerseits durch die Milben direkt, andererseits durch eine allergische Reaktion auf deren Speichel verursacht. Durch das Kratzen verliert ein betroffenes Tiere stellenweise Fell, bekommt Schuppen und Krusten. Häufig betroffen sind Gliedmaßen und Ohren.
Es wird angenommen, dass das klinische Bild weniger durch die Schadwirkung der Milben, als auf allergische Reaktionen zurückzuführen ist.
Besonders dramatisch trifft die Krankheit alte und kranke Hunde.
Hier ist immer Rat durch einen Therapeuten einzuholen.
Diese Erkrankung ist hochansteckend!
Deshalb sollten befallene Tiere keinen Kontakt zu anderen Tieren haben bis sie definitiv Milbenfrei sind.
Haarbalgmilben
Haarbalgmilben (Gattung Demodex) leben in den Haarbälgen von Säugetieren. Demodex canis lebt in der Haut vieler Hunde, jedoch nur bei Hunden mit einer Schwächung des Immunsystems kommt es durch sie zu einer typischen Hauterkrankung.
Die lokalisierte Demodikose tritt meist bei Junghunden oder stressanfälligen Tieren auf .
Von dieser Form spricht man, wenn sich nur kleine, wenige, nicht juckende, schuppende und nackte Stellen zeigen. Meist sind Kopf (Augen und Lefzen) und Vorderbeine betroffen.
Die generalisierte Demodikose muss als schwere Erkrankung bezeichnet werden. Die Hunde verlieren zum Teil nahezu ihr gesamtes Fell, die Haut verhornt und verdickt, es kommt zu zusätzlichen bakteriellen Infektionen und damit zur vermehrten Talgproduktion und Pigmentierung der Haut, zu Schuppen, Rötungen und Pusteln. Die Erkrankung verursacht einen erheblichen Leidensdruck beim Tier bis hin zur völligen Entkräftung. Bei einem Befall mit der Demodexmilbe ist immer Rat durch den Therapeuten einzuholen.
Herbstgrasmilbe
Herbstgrasmilben oder Erntemilben (Gattung Neotrombicula) leben bei Dürre, Frost und Regen bis zu 90 cm tief im Boden. Im Herbst schlüpfen die sechsbeinigen Larven. Sie folgen dem Licht und sammeln sich vor allem an mäßig feuchten Stellen in Wiesen und Gärten auf Grashalmen. Dort lauern sie besonders an warmen Tagen den vorbeimarschierenden Tieren / Menschen auf.
Viele Hunde- und Katzenbesitzer kennen das Leid, dass ihre Tiere im Spätsommer und im Herbst mit den Grasmilben haben.
Die Larve stößt ihre Haken durch die Haut. Der in die Wunde gedrückte Speichel löst die oberste Zellschicht auf. Die dabei entstehende Füssigkeit wird aufgesaugt. Erneute Speichelabgaben vertiefen die Wunde. Der abgegebene Speichel enthält Stoffe, die fürchterlich jucken.
Oft findet man ganze Nester von Grasmilbenlarven, vor allem an den Stellen, wo unsere Haustiere sie durch Lecken nicht erreichen können.
Die Larve saugt insgesamt 2-3 Tage, wobei sie auf das Mehrfache ihrer ursprünglichen Größe anschwillt.
Anschließend lässt sie sich fallen, dringt in den Boden ein und entwickelt sich dort im Laufe der nächsten Monate über das Nymphenstadium zur erwachsenen Milbe.
Raubmilbe
Raubmilben (Gattung Cheyletiella) leben auf der Hautoberfläche und im Haarkleid, sie ernähren sich vorwiegend von Hautprodukten und Gewebsflüssigkeit des Wirtes. Dazu stechen sie die Haut des Wirtes an. Ihre gesamte Entwicklung machen die Milben am Wirtstier durch. Die Eier werden an den Haaren kokonartig umsponnen.
Cheyletiellose ist hochansteckend. Die Übertragung erfolgt durch Kontakt mit Trägertieren, aber auch über Pflegegeräte wie Bürsten oder Kämme.
In den Fällen, in denen Symptome auftreten, wird häufig eine hochgradige Schuppenbildung vor allem im Bereich der Kruppe, des Rückens und des Kopfes, verbunden mit hochgradigem Juckreiz, beobachtet. Oft sind auch die Ohrmuscheln betroffen. Besonders Jungtiere zeigen massive Hautveränderungen. Die Haut ist borkig-schuppig, das Haarkleid ölig. Bei lang andauernden Infektionen tritt aufgrund von allergischen Reaktionen Haarausfall auf. Ein starker Befall kann zu räudeartigen Erscheinungen führen (besonders bei Jungtieren).
Häufig ist eine Verstärkung des Juckreizes nachts und in warmer Umgebung zu beobachten.
Milben beim Pferd
Auch dem Pferd können Räudemilben Probleme bereiten. Die Sarcoptes-Milbe des Pferdes befällt zunächst Kopf, Hals und Widerrist und breitet sich dann über den gesamten Körper aus. Daneben kommt auch eine Psoroptes-Milbe vor, welche besonders im Mähnen- und Schweifbereich sitzt und sich über den Rumpf ausbreitet.
Bei beiden Milbenarten kommt es, ähnlich wie bei Hund und Katze, zu hochgradigem Juckreiz, den das Pferd durch Scheuern zu lindern versucht. Dadurch können jedoch Keime in die geschädigte Haut eindringen und sowohl das Hautbild als auch das Allgemeinbefinden des Pferdes verschlechtern. Glücklicherweise kommen diese Milbenarten in Deutschland relativ selten vor. Häufiger verursacht die Chorioptes-Milbe Probleme. Sie führt besonders bei Kaltblütern und Robustrassen mit Fesselbehang zur sogenannten Fußräude. Sie bleibt in erster Linie auf den unteren Abschnitt der Hintergliedmaßen beschränkt und führt hier zu schorfigen, später auch zu schmierigen und stinkenden Belägen. Die Pferde sind unruhig, stampfen häufig mit den Beinen und benagen sich selbst.
Milben bei Kleintieren
Besonders häufig sind Meerschweinchen mit Räudemilben befallen. Die Sarcoptes-Milben befallen die ganze Gruppe, jedoch zeigen die Tiere unterschiedlich starken Juckreiz. Besonders Tiere mit geschwächtem Immunsystem reagieren stark. Wie auch bei den anderen Tierarten kommt es beim Meerschweinchen zunächst zu krustigen, haarlosen Hautstellen, die sich nachfolgend häufig infizieren. Betroffene Tiere werden zusehends schwächer, magern ab und können schließlich auch verenden. Daher ist eine sofortige Behandlung der gesamten Gruppe (auch Tiere, die sich nicht kratzen) außerordentlich wichtig!
Neben Meerschweinchen können auch viele andere Kleintiere wie Zwergkaninchen, Frettchen, Hamster, Ratten und Mäuse von Sarcoptes-Milben befallen sein, jedoch kommt dies etwas seltener vor.
Bei Kaninchen ist dagegen ein Befall mit Ohrmilben häufiger. Die Kaninchen kratzen sich stark an den Ohren und schütteln ständig den Kopf. An der Ohrinnenseite sind Knötchen und borkige Beläge zu erkennen. Häufig kommt es zu Ohrinfektionen, die das Allgemeinbefinden des Tieres weiter schwächen. Außerdem kann die Infektion zum Innenohr durchbrechen, was zu Kopfschiefhaltung und Koordinationsstörungen führt. Auch hier hat sich eine frühzeitige pflegebedingte Reinigung der Ohren von Milben und Milbenkot bewährt.
Ohrmilben
Ohrmilben sind spezielle Milben, die ausschließlich in Ohrmuschel und Gehörgang von Hund oder Katze vorkommen. Aufgrund des starken Juckreizes schütteln die betroffenen Tiere häufig den Kopf, kratzen sich oder laufen im Kreis. Auffällig ist ein schwarzes Sekret in den Ohren. Durch das Kratzen können offene Wunden und Entzündungen entstehen, die sich in schweren Fällen auf die inneren Hörorgane ausbreiten und eine Mittelohrentzündung bis hin zur Taubheit auslösen können.
Bei jeder Art von Milbenbefall:
Wichtig ist vor allem eine ausreichend lange Behandlung, da meist nicht alle Entwicklungsstadien sofort erfasst werden. Auch die Umgebung muss gründlich gereinigt und bestenfalls auch mit einem natürlichem Insektizid behandelt werden, da es sonst schnell wieder zu einem erneuten Befall kommen kann.