Die Zecke ist ein weltweit verbreiteter Parasit, der bei unseren Haustieren nicht gerade auf Freude trifft. Die Zecke ernährt sich vom Blut zahlreicher Wirbeltiere. Der Blutverlust ist für den Wirt nicht problematisch. Die Zecke ist eher als Überträger von Krankheitserregern bekannt und daher auch gefürchtet. Zecken zählen biologisch zur Klasse der Spinnentiere, was auch gut an ihren acht Beinen zu erkennen ist. Durch ihren Körperbau hat sich die Zecke optimal an ihre Umwelt angepasst, doch als Parasit braucht sie andere Lebewesen von deren Blut sie lebt. Eine Zecke kann bis zu 15 Tagen an ihrem Wirt hängen, dafür sucht sie sich eine geeignete Stelle, an der sie festen Halt hat. Zecken benötigen für jeden Wachstumsschub eine gewisse Menge Blut, genauso wie die Weibchen für die Vermehrung.
Wie lange leben Zecken?
Mit einer einzigen Blutmahlzeit kann eine Zecke sehr lange überleben. In Freier Natur leben Zecken im Durchschnitt zwischen 3 und 5 Jahren. Männliche Zecken sterben nach der Begattung und weibliche normalerweise nach der Eiablage. Unter Testbedingungen im Labor konnten Zecken, die vorher Blut gesaugt hatten, bis zu zehn Jahre lang ohne weitere Nahrung auskommen. Die Parasiten können also sehr lange ohne Wirt leben.
Warum sind Zecken gefährlich?
Erstmal ist wichtig zu wissen, dass es kein Zeckengift ist, was den Wirt krank macht, sondern die Gefahr geht von den Krankheitserregern aus. Die Krankheitserreger sitzen bei der Zecke in den Speicheldrüsen oder im Darm. Diese werden dann über den Stechapparat in den Körper des Wirtes abgegeben.
Die richtige Vorsorge ist daher sehr wichtig.
Zecken und deren Entwicklung
Zecken gehören der Familie der Spinnen an. An ihren Beinen kann man erkennen, ob es sich um erwachsene Zecken handelt oder um Larven. Erwachsene Zecken haben 8, die Larven aber nur 6 Beine. Zecken gehören zur Ordnung der Milben oder Acari. Neben vielen weiteren Ordnungen, z. B. den Skorpionen, den Webspinnen oder den Geißelspinnen, gehören die Milben zur Klasse der Spinnentiere (Arachnida), die wiederum übergeordnet dem Stamm der Gliedertiere (Anthropoda) zugeordnet werden. Weltweit gibt es ungefähr 800 verschiedene Zeckenarten. Sie verteilen sich hauptsächlich auf die beiden Familien der Schild- und der Lederzecken. Schildzecken leben in allen Regionen der Erde, Ausnahmen bilden Arktis und Antarktis. Lederzecken kommen meistens in den Tropen und Subtropen vor.
Schildzecke
Schildzecken haben ihren Namen von dem harten Schild, den sie auf dem Rücken tragen. Bei den Männchen bedeckt er den gesamten Rücken, bei den Weibchen, den Nymphen und Larven nur einen Teil davon. Der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) ist die in Deutschland am häufigsten vorkommende Schildzeckenart. Zu der Familie der Schildzecken gehören auch die Schafzecke, die Igelzecke und die braune Hundezecke. Diese sind auch in Deutschland anzutreffen.
Lederzecke
Lederzecken fehlt der Rückenschild, ihre Haut ist relativ weich und lederartig. Im Gegensatz zu den Schildzecken leben sie in den Nestern, Bauten oder Ställen ihrer Wirtstiere. Auch Menschen können in seltenen Fällen von Lederzecken befallen werden. Die einzige Lederzecke in Deutschland ist die Taubenzecke.
Nach dem Schlüpfen durchlaufen Zecken drei Entwicklungsstadien von der Larve über die Nymphe zur adulten (erwachsenen) Zecke. Die Larven sind sehr klein, nur ungefähr einen halben Millimeter groß. Für ihre erste Blutmahlzeit befallen sie vor allem kleine Säugetiere, z. B. Igel oder Mäuse. Haben sie sich voll gesogen, verlassen sie das Wirtstier und häuten sich.
In dieser Reifungsphase, die mehrere Wochen dauert, entwickelt sich aus der Larve die Nymphe. Die Nymphe ist geschlechtslos. Ehe sie sich einen Wirt für ihre Blutmahlzeit sucht, verbringt die Nymphe einige Zeit freilebend am Boden, im Unterholz, an Sträuchern oder Gräsern. Das ist der beliebteste Aufenthaltsort einer Zecke. Hier verbringt sie die meiste Zeit ihres Lebens.
Hat die Nymphe ihre Blutmahlzeit eingenommen, entwickelt sie sich zur erwachsenen, geschlechtsreifen Zecke. Auch die erwachsenen Zecken brauchen erneut eine Blutmahlzeit. Die weiblichen Zecken saugen erheblich mehr Blut, als die Männchen. Sie brauchen das Blut zur Bildung von bis zu 3.000 Eiern. Eine vollgesogene weibliche Zecke wiegt ungefähr 200 mal so viel, wie vor der Blutmahlzeit. Um so viel Blut aufzunehmen, braucht die weibliche Zecke bis zu 10 Tage. Erst dann verlässt sie ihren Wirt.
Bei den erwachsenen Männchen ist die Blutmahlzeit je nach Zeckenart unterschiedlich. Manche Arten brauchen für ihre Blutmahlzeit mehrere Tage bis hin zu Monaten, andere saugen gar nicht. Sie besuchen einen Wirt “nur”, um dort nach einem Weibchen Ausschau zu halten. Das wird auch bei der Schildzecke angenommen. Bei dieser Art sterben die Männchen nach der Begattung, die Weibchen nach der Ablage der Eier.
Der volle Entwicklungszyklus der Zecke dauert meistens zwei bis drei Jahre. In jedem Entwicklungsstadium braucht die Zecke eine Blutmahlzeit. Bei ungünstigen Verhältnissen, wenn sich kein Wirt finden lässt, können bis zu fünf Jahre vergehen. Zecken können sehr gut hungern.
Wenn es sein muss, verzichten sie zwei Jahre lang auf Nahrung. 99 Prozent ihres Lebens verbringen die Zecken freilebend auf der Suche nach einem Wirt.
Zecken brauchen ein Klima, das hohe Luftfeuchtigkeit und relative Wärme verspricht. Deshalb sind sie im Winter nicht aktiv. Die Zeckensaison geht normalerweise von März bis Oktober. Abweichungen können sich aus der aktuellen Wetterlage ergeben. Außerdem suchen Zecken sich Orte, wo ihre natürlichen Wirte besonders häufig vorkommen. Die Wirte sind vor allem Mäuse, Igel, Vögel, Rotwild und Rehe.
Ideale Bedingungen bieten Waldränder und Waldlichtungen mit hochgewachsenen Gräsern. Auch an Bachrändern mit entsprechendem Bewuchs sind sie zu finden. In Laub- oder Mischwald ohne grasigen oder krautigen Unterwuchs fühlen sich Zecken (besonders Erwachsene) ebenfalls wohl.
Um auf einen Wirt zu gelangen, braucht die Zecken “Körperkontakt“, wenn auch nur für Bruchteile von Sekunden. In dieser kurzen Zeit gelangt die Zecke von der Vegetation auf den Wirt. Sie wird sozusagen abgestreift.Oft wird angenommen, Zecken ließen sich von Bäumen fallen. Das stimmt nicht. Zecken erklettern die Vegetation, wobei Larven bis zu 25 Zentimetern, Nymphen bis zu 50 Zentimetern und erwachsene Zecken bis zu 1,5 Metern Höhe erreichen können. Das ist eine Höhe von ungefähr dem 500 fachen der eigenen Körpergröße. Dort klammern sie sich mit ihren hinteren Beinpaaren fest und warten auf einen vorbeikommenden Wirt. Um einen geeigneten Wirt zu erkennen, haben Zecken im vordersten Beinpaar ein Sinnesorgan, das Haller´sche Organ, welches auf thermische und chemische Reize (CO2, Milchsäure) des Wirtes reagiert. Milchsäure ist ein Bestandteil im menschlichen Schweiß. Das Haller´sche Organ wird bei der Lauerstellung vorgestreckt und kann so die Reize besser empfangen. Wird nun eine wartende Zecke durch Geruchsreize, durch Änderung im Licht, besonders zum Dunkleren hin oder durch Vibration gewarnt, dass eine mögliche Mahlzeit vorbeikommt, wechselt sie sofort von der Wartestellung in die Lauerstellung. Sie hängt sich dann an alles, was das Blatt oder den Grashalm auf dem sie sitzt, streift. Wird dann die Zecke abgestreift, sucht sie sich auf dem Wirt eine geeignete Stelle um zuzustechen. Sie bevorzugt Körperstellen mit dünner Haut, die besonders warm sind. Eine Zecke bevorzugt auch solche Stellen auf ihrem Wirt, an dem sie geschlechtsspezifische Duftstoffe, sogenannte Pheromone, wahrnehmen kann. Bei den Schildzecken werden solche Pheromone nur von gerade saugenden Weibchen abgegeben und sie wirken auch nur auf saugende oder gerade gesättigte Männchen. Das funktioniert aber nur in einem kleinen Umkreis von wenigen Zentimetern. Allerdings bevorzugen abgestreifte Männchen, die einen Platz zum Zustechen suchen, solche nach Pheromonen duftende Stellen auf ihrem Wirt.
Der Stechapparat der Zecke wird Hypostom genannt. Er ist mit Widerhaken versehen. Schon beim Zustechen gibt die Zecke über den Stichkanal Speichel ab, in dem Substanzen enthalten sind, die die Widerhaken fest in die Haut zementieren. Gleichzeitig wird die Einstichstelle betäubt und die normale Wundreaktion bei Verletzungen der Haut, wie Entzündung und Blutgerinnung, verhindert.
Die Erreger der Lyme-Borreliose, das Bakterium Borrelia burgdorferi, befindet sich nicht in den Speicheldrüsen, sondern im Mitteldarm der Zecke. Es gelangt mit den Ausscheidungen der Zecke in den menschlichen Körper. Das ist der Grund dafür, dass eine Übertragung in den ersten 24 Stunden nach Saugbeginn meistens nicht stattfindet.
Zeckensaison hat begonnen
Mit den steigenden Temperaturen (ab 8°C) beginnt wieder die Zeckensaison.
Bis zum Juni nimmt die Aktivität der Tiere zu, bevor sie in heißen und trockenen Sommermonaten kürzertreten. Einen zweiten Höhepunkt gibt es dann im Herbst.
Je nach Region sind sie Überträger von Borreliose und der gefürchteten FSME, für Mensch und Tier gleichermaßen gefährlich.
Die immer häufiger vorkommende „Braune Hundezecke“ ist als Auslöser der Babesiose (Hundemalaria), Canine Ehrlichiose (Zeckenfieber), Canine Cyclische Thrombozytopenie (Gerinnungsstörungen) und Hepatozoon canis (höchstgefährliche Parasitose mit Organbeteiligung)bekannt.
Zeckenbiss – was nun?
Die Zecken sollten nach einem Stich möglichst schnell entfernt werden, und zwar mit einer Zange oder Karte. Bei unsachgemäßer Entfernung steigt die Gefahr, dass Erreger von der Zecke übergehen.
Daher empfehlen wir bei Spaziergängen und Aufenthalt im Freien ein zeckenabweisendes Mittel zu verwenden (ein sogenanntes Repellent). Auch sollten Tiere nach jedem Wald- & Wiesenbesuch gründlich nach Zecken abgesucht werden.
Die Natur bietet uns vielfältige Möglichkeiten uns und unsere Tier angemessen zu schützen.
In der Regel sind diese natürlichen Abwehrmaßnahmen mit einem kleinen Mehraufwand verbunden, aber durchaus wirksam und darüber hinaus um ein vielfaches verträglicher für Tier, Mensch und Umwelt.
Zecken – 10 interessante und kuriose Fakten
Fakt 1: Zecken riechen ganz ohne Nase
Menschen läuft beim Duft von Selbstgebackenem das Wasser im Mund zusammen, das Pendant bei Zecken ist eine Kombination aus Ammoniak, Buttersäure und Kohlendioxid – hiervon bekommen sie richtigen Heißhunger auf eine Blutmahlzeit. Aber wie nehmen sie diese Gerüche wahr, obwohl sie keine Nase haben? Hierbei hilft ihnen ihr Haller’sches Organ, das sie an den Vorderbeinen haben. Benannt wurde dieses Organ nach seinem Entdecker Gottfried Haller
Fakt 2: Zecken können sich ohne Augen orientieren
Wenn Zecken die Fährte erst mal aufgenommen haben, gibt es für sie kein Halten mehr. Nicht alle Zeckenarten haben Augen, sie orientieren sich mit Hilfe ihrer unzähligen Tasthaare, die sie an den Beinen haben.
Fakt 3: Zecken betäuben ihre Opfer
Der Stich einer Zecke bleibt in der Regel unbemerkt, da sie beim Stechen mit ihrem Speichel ein Betäubungsmittel abgibt. Zecken können aus diesem Grund tagelang unbemerkt bleiben und Blut saugen. Daher ist es wichtig, sowohl den Hund als auch sich selbst nach dem Aufenthalt in der Natur gründlich abzusuchen. Um den Zecken ein Schnippchen zu schlagen kann der Eigengeruch mit einem Repellent maskiert werden. Wer zusätzlich vorbeugen möchte, sollte beim Aufenthalt in der Natur möglichst lange, körperbedeckende Kleidung tragen.
Fakt 4: Zecken produzieren „Zeckenzement“
Hat sich eine Zecke erst einmal am Körper verankert, lässt sie sich so leicht nicht entfernen. Einerseits liegt es daran, dass Zecken kleine Widerhaken an ihrem Stechapparat besitzen, andererseits arbeiten sie auch mit einer Art natürlichem Klebstoff, dem „Zeckenzement“. Daher kann die Entfernung schmerzhaft sein – auch ist dies der Grund, das die Zecke eher „ihren Kopf verliert“ als loszulassen. Erst wenn die Zecke vollgesogen ist, löst sich der Superkleber auf. Forscher arbeiten übrigens gerade daran, die Klebeeigenschaft des „Zeckenzements“ zu erforschen und für medizinische Zwecke zu nutzen.
Fakt 5: Zecken sind Weltenbummler
Trotz ihrer geringen Größe legen Zecken so einige Kilometer zurück. Hierfür nutzen sie Vögel, Menschen und diverse Tiere als Shuttleservice. Die braune Hundezecke kam so zum Beispiel von Afrika in den Mittelmeerraum. Bei der Reise ist auch für das leibliche Wohl gesorgt, da sie ihren Weggefährten gleich noch etwas Blut abzapfen können.
Fakt 6: Winterzecken können Elche töten
Zecken sind wahre Triebtäter, aber wer hätte gedacht, dass sie sogar die Lizenz zum Töten von Elchen haben? Kaum vorstellbar – diese riesigen Tiere werden bis zu 2,3 m hoch, sind 3,0 m lang und wiegen um die 800 kg. Aber wenn bis zu 120.000 Parasiten einen Elch befallen, scheuert er sich sein dickes Winterfell an den Bäumen ab. Durch die Kälte, den Blutverlust und das anstrengende Scheuern verlieren die Elche viel Energie und können in einem kalten Winter sterben.
Fakt 7: Zecken verwandeln sich nach der ersten Blutmahlzeit
Der Lebenszyklus einer Zecke umfasst vier Stadien: vom Ei über die Larve und die Nymphe bis hin zur erwachsenen, geschlechtsreifen Zecke. Als Larven haben Zecken lediglich sechs Beine, obwohl Zecken biologisch zu den Spinnentieren gehören, die bekanntermaßen acht Beine haben. Das fehlende Beinpaar wächst Zecken erst nach ihrer ersten Blutmahlzeit, wenn sich Zecken von der Larve in eine „jugendliche“ Zecke, die Nymphe, verwandeln.
Fakt 8: Zeckenweibchen gehören zu den verfressensten Tieren
Nach der Paarung überkommt weibliche Zecken ein großer Heißhunger: Bei einer Blutmahlzeit nehmen sie das bis zu 200-Fache ihres Körpergewichts auf. Diese große Menge brauchen sie, um die Eizellen bilden zu können. Im Vergleich dazu müsste ein Mensch so viel Nahrung zu sich nehmen, dass er auf die Höhe des Brandenburger Tors anwachsen würde. Na dann, guten Appetit!
Fakt 9: Zecken sind Gourmets, sie produzieren „Zeckenkaviar“
Zeckenweibchen sind wahre Legebatterien: Sie können auf einmal zwischen 2.000 und 20.000 Eier legen. Eine wachsartige Schicht schützt die Eier und hält sie zusammen. Weil es so viele Eier auf einmal sind, werden sie auch „Zeckenkaviar” genannt, essen kann man ihn aber nicht.
Fakt 10: Zecken mögen keine Giraffen
Bei ihren Wirten sind Zecken eigentlich nicht wählerisch, ob Vogel, Maus, Hund, Katze oder Mensch – alle Säugetiere dienen ihnen als Nahrungsquelle. Von Giraffen halten sie sich jedoch fern, da sie einen Geruch abgeben, den Zecken überhaupt nicht leiden können. Deshalb bleiben Giraffen von Zecken verschont, die Glücklichen!